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Vater unser...

DIE HEILIGE SCHRIFT

 

"Vater unser..."

Archimandrit Vasilios, Abt des Heiligen Klosters Iviron

Ich habe ein Stück aus dem Evangelium ausgewählt, aus der Heiligen Schrift, speziell das "Vater unser", weil ich glaube, dass es das charakteristischste Gebet ist, da es ein "herrliches" Gebet ist, das Gebet, das uns der Herr gegeben hat.

Ich glaube, dass uns der Herr das Gebet lehrte, welches Jener betete, er gab uns das Leben, welches Jener lebte und er lehrte uns seine Person selbst, und das ist die Wahrheit Jesu Christi. Und wie er an anderer Stelle sagt: "Ich bin der Weinberg, ihr seid die Reben" (Jh 15, 5); so wie die Beziehung zwischen Weinstock und Rebe eine organische Beziehung ist und der Saft still vom Weinstock in die Reben steigt, so gab uns auch der Herr sein ganzes Wesen und so denke ich, dass wir durch dieses Gebet - wenn wir es bewusst beten und es leben - in Jesus Christus leben.

Aber lasst uns dieses Gebet lesen und es Satz für Satz betrachten.

Der erste Satz lautet:

"Vater unser, der du bist im Himmel".

Ich denke, dass wir eine große Sünde begehen; oft werden wir enttäuscht und vergessen eins: nicht, dass wir schwach sind, sondern dass Gott uns liebt. Wenn wir, die Schwachen, ein Kapital haben, dann ist es, dass Gott uns liebt und dass Gott unser Vater ist.

Wir sagen, dass der Vater, die Mutter, ihr Kind lieben, nicht weil es gut ist, sondern weil es ihr Kind ist; daher ist es eine großartige Sache, wenn wir dieses Bewußtsein gewinnen und fühlen, dass wir Gott unseren Vater nennen können. Denn dieses Wort sagt alles. Es versetzt uns direkt in das Klima der Kirche. Jemand kann Waise sein, verlassen von den Seinen, er kann alles verloren haben und sich allein fühlen; von dem Moment an jedoch, wo Gott sein Vater ist, fühlt er eine Sicherheit und die ganze Welt wird sein zu Hause.

Ich wage sogar Folgendes zu sagen: Wäre es vielleicht besser, alle verließen uns, damit wir diese Liebe Gottes spüren? Ich denke, auch das können wir sagen. Deshalb sagt der Herr auch in seinen Seligsprechungen: "Selig sind die, die da Leid tragen, Selig sind die, die es hungert und dürstet, Selig sind die Klagenden..." D.h., wenn wir doch nur der menschlichen Liebe entbehrten, alles verlören, damit wir spüren, dass Gott unser Vater ist.

Als wir einmal eine alte Frau, eine Russin, in Paris fragten, was ein Mönch ist, sagte sie spontan, dass ein Mönch ein Mensch sei, der an einem Seil hänge und dieses Seil sei die Liebe Gottes. Ich denke, dass wir das letztendlich für jeden Menschen sagen können: dass der Mensch eine Stärke hat in seinem Leben, nämlich dass Gott ihn liebt. Wir sind ins Leben gekommen und hoffen, dass jemand uns liebt; und dieser jemand ist stark, unabhängig davon, ob wir schwach sind.

"Vater unser, der du bist im Himmel". Unser Vater ist also nicht einfach jemand, der hier und dort ausfindig zu machen ist, sondern er ist im Himmel, ein himmlischer Vater, so dass die ganze Welt, der ganze Himmel unser zu Hause wird. So können wir uns frei und wohlbehalten fühlen. Daher sagte Evagrios Pontikos, einer der ersten Asketen der nitrischen Wüste, als man ihm mitteilte, dass sein Vater gestorben war, spontan: "Lästert nicht Gott. Mein Vater ist niemals gestorben"!

So gibt uns der Herr mit dem dritten Satz Mut, macht uns zu seinen Brüdern und ruft uns auf, seinen Vater auch unseren Vater zu nennen. Und noch etwas sagen die Väter: Wir nennen Gott " Vater unser" - wir sagen nicht einfach "mein Vater" -, so dass Gott Vater unser aller ist und wir alle untereinander Brüder sind.

Der nächste Satz lautet: "Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme..."

In diesen zwei Sätzen sehen die Väter unserer Kirche das Erscheinen des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und damit ist in den drei Sätzen "Vater unser.... Dein Reich komme" die ganze Dreieinigkeit anwesend. Der Name des Gottvaters ist das Wort des Gottvaters, d.h. der Sohn Gottes, und das Reich Gottes ist der Heilige Geist. (Es gibt sogar eine ältere Abschrift des Evangeliums, in der statt "Dein Reich komme" "Dein Heiliger Geist komme zu uns und reinige uns" steht). Demnach ist hier die Heilige Dreieinigkeit anwesend. Es ist dasselbe, wie wenn wir sagen: Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen..., und an Jesus Christus..... und an den Heiligen Geist...".

"Geheiligt werde dein Name..." Wir bitten, dass der Name Gottes geheiligt werde. Wenn wir das betrachten, was die Väter sagen, nämlich dass der Name des Gottvaters der Sohn und das Wort Gottes ist, können wir hier das "Geheiligt werde dein Name" mit dem in Verbindung bringen, was der Herr sagt: "Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit" (Jh 17,19). Und "Ich heilige mich selbst" des Herrn bedeutet, dass ich mich selbst opfere, damit die Gläubigen in Wahrheit, in der Wirklichkeit geheiligt werden. Wenn wir also sagen "geheiligt werde dein Name" ist es so, als sagten wir: dass das Opfer des Sohnes und das Wort Gottes geheiligt werden sollen. Deshalb ist der Herr unsere Heiligung, Erlösung und Rechtsprechung. Und "Dein Reich komme", der Heilige Geist soll an Pfingsten kommen; und immer kommt der Heilige Geist, und die Kirche ist ein ständiges Pfingstfest.

In diesen drei Sätzen sehen wir also die Anwesenheit der Heiligen Dreieinigkeit. Aber wir können in diesen drei Sätzen auch die Wirklichkeit der Anrufung Gottes in dem zentralen Gebet der Liturgie sehen: Der Priester bittet den himmlischen Vater, den allheiligen Geist zu schicken und Brot und Wein in Leib und Blut Christi zu verwandeln.

Wir kommen zum vierten Satz, der die zentrale Aussage des "Vater unser" beinhaltet und das zentrale Merkmal des Lebens des Herrn und unseres eigenen Lebens:

es ist das "Dein Wille geschehe".

Vielleicht kann "Dein Wille geschehe" mit dem "Amen" des Gebetes gleichgesetzt werden. Denn auch dieses "Dein Wille geschehe" ist die Schlussfolgerung und Zusammenfassung der vorhergehenden Sätze; in den vorangehenden Sätzen sagen wir "Geheiligt werde dein Name", "Dein Reich komme", Dein Wille geschehe". Wir beziehen uns auf Gott, sagen, Sein Name werde geheiligt, Sein Reich soll kommen, Sein Wille soll geschehen. Wir geben Gott alles und das wird bestätigt und zusammengefasst in diesem Satz "Dein Wille geschehe".

Um besser zu verstehen, welche Bedeutung das "Dein Wille geschehe" hat, ist es hilfreich, sich an das zu erinnern, was der Herr sprach, als er vom Himmel herabstieg: "Ich bin vom Himmel herabgestiegen, um den Willen des Vaters, der mich geschickt hat, zu erfüllen und sein Werk zu vollenden". Und das andere wiederum, "mein Urteil ist gerecht..."; mein Urteil ist recht und richtig, denn "ich erfülle nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat". Und noch etwas: erinnert ihr euch daran, als der Herr die Samariterin traf? Als die Jünger kamen und zum Herrn sagten: "Rabbi, iß"; und jener erwiderte, "ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wißt .... Meine Speise ist die, dass ich erfülle den Willen dessen, der mich gesandt hat und sein Werk vollende "

Er sagt, das, was mich nährt, ist, den Willen des Vaters, der mich geschickt hat, zu erfüllen. Ich denke, dass dies das Wesentliche ist, was das Leben des Herrn und unser eigenes bestimmt. Deshalb sehen wir im Folgenden den Herrn in der Stunde in Gethsemane, d.h. in der Stunde wahrhafter Agonie - man könnte sagen in der Stunde eines starken Erdbebens, in der alles auf die Probe gestellt wird; und der Herr "rang mit dem Tode und betete heftiger"- und sprach dies "Mein Vater, ist´s nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille!" (Mt 26, 42). Das, was der Herr uns auftrug zu sagen, nämlich was jener im schwierigen Augenblick sagte. Und der Herr geht ruhig, aber allmächtig weiter auf das Leiden zu, weil er durch die Worte "nicht mein Wille geschehe, sondern deiner" nach innen kehrt, eine neue Kraft bekommt und weiterschreitet.

Es wäre nicht schlecht, uns jetzt für einen Moment unserem eigenen Leben zuzuwenden. Wir kämpfen in unserem Leben, beginnen, haben Pläne, Programme, kommen gut vorwärts, aber von einem Augenblick auf den anderen können wir in Schwierigkeiten kommen. Ich glaube, dass es nicht einen Menschen gibt, der nicht seinen Gethsemane erlebt. Und in der Stunde, in der alles vergeht, nur da kann alles wieder auferstehen und nur da kann man das verstehen, was der Herr sagte, nämlich dass ich den Willen des Vaters, der mich geschickt hat, erfülle und nicht meinen, das ist, was mich nährt. In jenem Augenblick, in dem alles zerstört wird und es nirgendwo mehr Hoffnung und kein Licht gibt und alles von Dunkelheit umhüllt ist, wenn dann der Mensch sagt - mein Gott, dein Wille geschehe, erhält er eine andere Kraft, die Auferstehung und geht allmächtig und bescheiden den Weg weiter zum Übergang, zu Ostern, welches Christus ist, in einer Entwicklung, die niemals aufhört. Und dann, im Nachhinein, werden wir Gott danken, nicht für die Einfachheiten, sondern für die Schwierigkeiten unseres Lebens und für unser Gethsemane, der uns gezwungen hat mitten in der Auflösung unser selbst, unseren Gedanken frei auszusprechen und dahin zu kommen, zum: "Mein Gott, dein Wille soll geschehen".

Ich denke, dass dieses "dein Wille geschehe" dem schöpferischen "Es werde" ähnelt (welches der Herr sagt "Er sprach und es ward, er befahl und es wurde erschaffen") und dem liturgischen "Es werde" (wenn der Priester das Mysterium der Heiligen Eucharistie zelebriert und den Vater bittet, den Heiligen Geist zu schicken und das Brot zum Leib Christi und den Wein zum Blut Christi zu verwandeln und er Amen, Amen, Amen sagt, dann ist das Mysterium schon geschehen. Es gibt eine Beziehung zwischen dem schöpferischen es werde und dem liturgischen). Wenn der Mensch bewusst sagt, Mein Gott, dein Wille soll geschehen auch an mir, ähnelt das dem, was die Heilige Jungfrau zum Erzengel Gabriel sagte: "mir geschehe, wie du gesagt hast"; es soll mit mir, mit meiner Existenz, in mir, nach deinem Wort geschehen; mein Gott, es soll nach deinem Willen geschehen. Dann wird der Mensch geheiligt und bekommt eine neue Kraft.

Abbas Isaak sagt an einer Stelle, dass der Mensch, indem er Gott gehorcht, Gott aus Gnade werden kann und aus dem Nichts neue Welten erschaffen kann: der Mensch wird völlig neu, der Schwache erhält neue Kraft und der Tote bekommt ein neues Leben und schreitet voran. Dann versteht er wirklich, dass es eine wahrhaftige Nahrung ist, dahin zu kommen, ruhig auszusprechen: "Mein Gott, dein Wille soll geschehen und nicht der meine".

Daher seht ihr, dass der wahre Theologe nicht der ist, der an die Universität geht und eine sehr gute Note bekommt, weil er ein paar Jahreszahlen und ein paar Namen auswendig weiß oder eine Studie schreibt; sondern ein wahrer Theologe ist der, der weiß, welche die Kraft und die Lehre des Herrn ist, der im schwierigen Moment sagt: nicht mein Wille geschehe, sondern der deine. Dann geht Gott ganz in ihn hinein, in denselben Menschen und macht ihn zum Theologen, macht ihn zum Gott aus Gnade und er geht voran in Jesus Christus mit einer anderen Einstellung vor Augen. Wie der Herr weiterging unter Ausschluss der Öffentlichkeit, so schreitet auch der Mensch, dieser Schwache aber auch Allmächtige mit Gottes Gnade voran, unabhängig davon, ob die Probleme gelöst sind oder nicht. Deshalb sollen wir, wenn wir Schwierigkeiten durchleben, unseren Gedanken frei aussprechen; man soll sich ausdrücken, wie man will, denn Gott ist unser Vater. Aber ferner sollen wir sagen, mein Gott, ich weiß nicht, aber du weißt, du liebst mich mehr, als ich sie liebe und sie gehören mehr zu dir als sie zu mir gehören. Deshalb soll dein Wille geschehen. Falls dein Wille von außen als Katastrophe erscheint, dann sei es eben eine Katastrophe. Besser eine gottgewollte Katastrophe als irgendein Erfolg durch menschlichen Willen, der ein wahrhaftiger Ruin und eine wahrhafte Katastrophe ist. Dann ist "Dein Wille geschehe" der Satz, der uns nährt und uns in einen anderen Raum wiederauferstehen lässt.

Der nächste Satz lautet "wie im Himmel so auf Erden".

Hier, so sagt der Heilige Johannes Chrysostomos, macht Christus jeden einzelnen von uns verantwortlich für die Errettung der ganzen Welt. Er sagt nicht, "mein Gott, dein Wille geschehe in meinem Leben", sondern, dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden, auf der ganzen Welt. Ich erinnere mich an eine Insel, Kos, wo ich einer alten Frau begegnet bin. Sie sagte zu mir, "Ich kann nicht lesen und schreiben und ich weiß nicht, wie man betet, ich kann noch nicht einmal das Glaubensbekenntnis aufsagen noch das "Vater Unser". Deshalb, wenn ich abends zu Bett gehe, bekreuzige ich mich und bitte Gott, dass er die ganze Welt im Guten aufwachen lässt." Sie fragte mich, "Mache ich es richtig?" Ich sagte ihr, "Du machst es richtig".

Seht ihr, die alte Frau hatte das Geheimnis dieses Gebetes verstanden und da sie in der Kirche lebte und da sie die Gnade Christi hatte, die lautlos in ihrem Wesen floss, so wie der Saft des Weinstocks in die Rebe fließt, daher tat sie das Wahre, ohne lesen und schreiben zu können: sie bat Gott, die ganze Welt im Guten aufwachen zu lassen. In dem Sinne sagen wir also "im Himmel und auf Erden".

Im Folgenden sagen wir "Unser täglich Brot gib uns heute".

Wenn wir an dem Punkt sind, Gethsemane zu überwinden und im schwierigen Augenblick zu sagen "Mein Gott, dein Wille geschehe" und uns nicht empören und uns aufreiben, sondern ihn mit Geduld und Ruhe annehmen, dann glaube ich, dass unser geistiger Magen fähig ist, die wahrhaftige Nahrung zu verdauen. Und die wahrhaftige Nahrung wiederum ist der Herr selbst, Jesus Christus. Ihr wisst, dass er sagte: "Ich bin das lebendige Brot vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit" (Jh 6, 51). Er bekommt also schon jetzt eine Kraft und Gnade, die ihm hilft den Tod zu überwinden; schon von jetzt an, während er noch Fleisch ist, befindet er sich im ewigen Leben.

Was möchte der Herr also genau sagen, wenn er spricht "unser täglich Brot gib uns heute"? Die Väter sagen, dass "epiousios (tägliches)" das Brot meint, das sich auf das Wesen des Menschen bezieht oder auch das Brot des nächsten Tages. Der "epiousia" Tag ist der nächste Tag; und der nächste Tag ist das nächste Jahrhundert, ist das Himmelreich. Wir bitten also Gott unseren Vater, uns des "nächsten Tages" für würdig zu befinden, des himmlischen Brotes, Jesu Christi, dass er Ihn uns als wahre Nahrung von heute an gibt. Und noch während wir Fleisch sind, während wir uns auf dieser Welt befinden, ist das wahre Brot, das uns nährt, das Brot der Engel, das Brot des "nächsten Tages", das Brot des künftigen Lebens und Reiches.

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern".

Hier erinnern wir uns an das Gebet des Herren, das er für seine Kreuziger sprach: "Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23, 34) Der Herr hat ihnen vergeben und weil es keine Rechtfertigung dafür gab, fand der Herr für sie die Rechtfertigung, dass sie nicht wissen, was sie tun.

"Und vergib uns...so wie wir vergeben..." Dieser Satz ist fordernder. Der Herr sagt uns nicht, dass wir den Gottvater bitten sollen, uns zu helfen, den anderen zu vergeben, sondern wir sagen, dass wir in jedem Fall vergeben. Gregorios von Nyssa sagt, dass es so ist, als sagten wir zu Gott, dass er uns als Beispiel nehmen soll und auch uns vergeben soll.

Falls wir aber nicht vergeben, dann geschieht nichts, das sagte ganz klar auch der Herr: "Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Übertretungen auch nicht vergeben" (Mt 6, 15). Wir können zum Katechismus gehen, wir können uns Reden anhören, in die Kirche gehen, wir können das Abendmahl empfangen und im geistigen Leben vorankommen, wir können Wunder vollbringen und doch nie jemandem vergeben. Aber wenn wir nicht vergeben, dann geschieht absolut nichts.

An diesem Punkt möchte ich an das erinnern, was der heilige Kosmas Aitolos den Menschen sagte, an die er sich richtete; "Es schmerzt mich, weil ich nicht die Zeit habe, jeden von euch einzeln zu sehen, dass ihr beichtet und mir eure Klagen sagt und dass ich euch sage, dass mich Gott erleuchtet hat. Aber da ich euch nicht alle sehen kann, lasst mich euch ein paar Dinge sagen, die ihr verwirklichen müsst. Und wenn ihr diese verwirklicht, kommt ihr weiter. Das erste ist, dass ihr euren Feinden vergeben sollt". Und damit sie verstanden, was er meinte, gab er ihnen ein Beispiel: "Es kamen zwei zur Beichte, Petrus und Paulus. Petrus sagte zu mir: "Heiliger Gottes, ich habe von klein an den richtigen Weg eingeschlagen. Ich lebe in der Kirche, habe Klöster gebaut, ich habe nur einen kleinen Fehler, ich vergebe nicht meinen Feinden". Der heilige Kosmas sagt, "ich habe ihm die Hölle zugesprochen und wenn er stirbt, dann werden sie ihn auf die Straße werfen, damit ihn die Hunde fressen". Kurz danach kommt Paulus, beichtet und sagt zu mir: "Ich habe von klein an die schiefe Bahn eingeschlagen, ich habe gestohlen, ich habe entehrt, ich habe getötet, ich habe Kirchen und Klöster verbrannt, ich bin also wie vom Teufel besessen; ich habe nur ein Gutes, nämlich dass ich meinem Feind vergebe". Und der heilige Kosmas spricht: "Ich bin herabgestiegen, ich habe ihn umarmt, geküsst und ihm gesagt, er solle in drei Tagen das Abendmahl nehmen".

Der, der alles Gute hatte, hat mit seiner Schlechtigkeit, nicht vergeben zu können, alles beschmutzt, so wie wenn wir 10 Kilogramm Teig haben und etwas Sauerteig hinzufügen, der den ganzen Teig lockert. Auf der anderen Seite, derjenige, der nur Böses getan hat, aber seinem Feind vergab; dies wirkte wie die Flamme einer Wachskerze, die alles Schlechte verbrannte. Ich denke, das ist das Wesentliche. Und sehr oft stößt unser ganzes Leben einen Gestank ab statt den Wohlgeruch Christi, und wir wissen nicht, warum das passiert. Wir müssen vergeben. Wir dürfen niemandem etwas nachtragen. Dann wird unser Leben vorankommen. Wenn wir das nicht tun, dann sind alle unsere Theologien und alle unsere Heiligen verloren. Genau deshalb spricht der Herr: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern". Eine ganz kleine Sache reicht, um dich ins Himmelsreich zu bringen und eine ganz kleine Sache kann dein ganzes Leben beflecken.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen".

Wir sagen "Führe uns nicht in Versuchung" und andererseits sagt der heilige Jakobus der Apostel: "Meine Brüder, erachtet es als helle Freude, wenn ihr in mancherlei Angriffe geratet" (Jk 1,2). Unsere Fragen beantworten die Väter. Der heilige Maximus der Bekenner sagt, dass es zwei Arten von Versuchungen gibt: auf der einen Seite haben wir die hedonistischen und freiwilligen, die die Sünde hervorbringen; bei ihnen bitten wir den Herrn, dass er es nicht zulässt, dass wir hineingeraten und verleitet werden. Auf der anderen Seite gibt es andere Versuchungen und Verführungen, die unfreiwilligen und schmerzlichen Versuchungen, die die sündeliebende Anschauung bestrafen, die der Sünde Einhalt gebieten. So bitten wir, dass wir nicht den ersteren Versuchungen anheim fallen, den vergnügungsüchtigen und freiwilligen, aber falls wir den anderen begegnen, müssen wir sie mit großer Freude annehmen, denn diese Versuchungen bringen das Wissen, die Demut, die Freude des Heiligen Geistes. Erinnert ihr euch an das, was er in der Philokalie sagt: "Wenn man die Versuchung von uns nimmt, wird niemand gerettet werden".

"...sondern erlöse uns von dem Bösen. Der letzte Satz dieses Gebetes ist das Böse. Der erste Satz ist das "Vater unser". Gott ist das erste Wort, die erste Wirklichkeit, die letzte ist das Böse. Unser Leben bewegt sich zwischen dem Bösen und Gott. Das Böse hat niemanden unversucht gelassen; weder Adam im Paradies noch den zweiten Adam, den Herrn Jesus Christus, als er in die Wüste ging. Und wieder sagt der Herr, "diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten und Fasten" (Mk 9, 29). Wir können uns von dem Bösen nur durch Beten und Fasten befreien. Das Böse verschwindet nicht mit der Logik, sowie das Karzinom nicht mit Aspirin verschwindet. Der Teufel verschwindet nicht mit schlauen Tricks. Ein Mönch sagt auch, dass der größte Anwalt es nicht mit dem kleinsten Teufel aufnehmen kann. Deshalb dürfen wir mit dem Bösen kein Gespräch beginnen. Wir müssen es stehenlassen und weggehen.

Das Thema im geistigen Leben ist, die geistige Diakrisi zu erlangen, die Dinge auseinanderhalten zu können, ob etwas von Gott oder vom Teufel kommt. Aber jemand könnte sagen: Ich bin ein schwacher Mensch, wie kann ich dieses Urteilsvermögen erlangen? Ich glaube, die Dinge sind einfach, wenn wir das Gebet, das uns unser Herr lehrte, bewußt beten. Jetzt können wir von hinten anfangen: Wenn wir unseren Feinden unaufgefordert vergeben, wenn wir uns mit himmlischem Brot nähren, wenn wir in schwierigen Augenblicken sagen "mein Gott, dein Wille geschehe" und wenn wir Gott als unseren Vater empfinden, dann sind wir, obwohl wir sehr schwach sind, gleichzeitig sehr stark. Wenn wir aber im Gegenteil unserem Wille folgen und nicht dem Nächsten vergeben, dann machen wir den Teufel von einer Ameise zu einem Löwen und können es mit keiner Macht mit ihm aufnehmen. Im Gegensatz dazu, wenn wir sagen: es geschehe der Willen des Herrn, ich weiß nichts; wenn wir unaufgefordert vergeben; wenn wir in dem Moment, wo man uns getötet hat, sagen können, wir die Getöteten tragen demjenigen, der uns getötet hat, nichts Böses dafür nach und sagen, es macht nichts, Gott hilft; dann ist dieser schwache Mensch allmächtig und kann durchkommen und der Teufel ist vor ihm eine Ameise. Und er geht frei weiter.

Erinnert ihr euch, als der Herr in Gethsemane "mit dem Tode rang" und sagte "nicht mein Wille geschehe", wird in der Heiligen Schrift erwähnt, "es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn" (Lk 22,43). Auch als er in der Wüste sagte: "Heb dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: "Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen", da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Mt 3, 10-11). So geschieht es auch mit uns: wenn wir dieses Gebet sprechen, wenn wir dieses Leben leben, verschwindet das Böse, das geistige Urteilsvermögen kommt in uns, und die Engel dienen uns. Und wir können diese Begleitung der Engel spüren; und wir können von jetzt an im Himmel leben; und wir können diese Sätze benutzen und sagen, dass unser Leben "von Engeln erbaut", "von Gott überdacht" sein wird. Dann wird der kleine Mensch mit Gottes Gnade allmächtig...

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