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Der Alteste (Geront) Paisios Hagioritis (1924-1994)

Worte des Geronten Paisios

Kleine Philokalie - Geschichten aus dem Gerontikon

Uber das Gute und das Bose

Uber die Genusssucht

Uber die Habsucht

Uber die Buße

Uber das Gebet

Uber das Fasten

Worte des Geronten Paisios

"Wir sind in Feuer und Wasser geraten ... "

Die Kreuze der Prüfungen

Geront, das kleine Kreuz, das Sie mir gegeben haben, trage ich ständig und es hilft mir in Schwierigkeiten.

•  Siehst du, solche kleinen Kreuze sind unsere Kreuze, wie diese, die wir uns um den Hals hängen und die uns im Leben schützen. Meinst Du etwa wir hätten ein großes Kreuz zu tragen? Nur das Kreuz Christi war sehr schwer, denn Christus hat aus Liebe zu uns Menschen Seine göttliche Kraft nicht für Sich benutzen wollen. Und Er trägt die Schwere der Kreuze aller Menschen und erleichtert uns die Qualen der Prüfungen dieses Lebens mit seiner göttlichen Hilfe und seinem süßen Trost.

Der Gute Gott sieht für jeden Menschen ein Kreuz entsprechend seiner Kraft vor, nicht, damit er sich quälen muß, sondern damit er vom Kreuz in den Himmel steigt - denn im Grunde ist das Kreuz eine Leiter in den Himmel. Wenn wir verstehen würden, welchen Schatz wir durch das Leid der Prüfungen ansammeln, würden wir nicht stöhnen, sondern Gott lobpreisen, indem wir das Kreuzchen, das er uns geschenkt hat, tragen, so dass wir uns im hiesigen Leben freuen, und im anderen Leben dann die Rente und die Abfindung bekommen. Gott hat nämlich für uns dort oben im Himmel Grundstücke gesichert. Wenn wir aber fordern, dass er uns von einer Prüfung befreit, gibt er diese Grundstücke anderen und wir verlieren sie. Aber, wenn wir geduldig sind, wird er uns auch Zinsen geben.

Selig ist der, der hier gequält wird, denn je mehr er sich in diesem Leben abmüht, desto mehr wird ihm im anderen geholfen, da er die Sünden abbezahlt. Die Kreuze der Prüfungen sind wertvoller als die "Talente", die Charismata, die uns Gott gibt. Selig ist der, der nicht nur ein Kreuz trägt sondern fünf. Eine Mühsal oder ein qualvoller Tod ist ein Guthaben. Deswegen müssen wir über jede Schwierigkeit sagen: "Ich danke Dir Gott, denn dies brauchte ich für meine Erlösung."

Die Prüfungen helfen den Menschen, zu sich zu kommen

•  Gerontas, ich höre vom Mühsal der Meinigen. Werden ihre Qualen je ein Ende haben?

•  Habe Geduld, meine Schwester, und verliere nicht die Hoffnung in Gott. Was ich an allen Prüfungen, die die Deinen heimsuchen, sehe, ist, dass Gott Euch liebt und dass diese Versuchungen der ganzen Familie eine geistige Läuterung ermöglichen. Wenn wir die Prüfungen Deiner Familie in weltlicher Hinsicht analysieren, seht Ihr unglücklich aus. Wenn wir sie jedoch auf geistlicher Ebene untersuchen, dann seid ihr glücklich und im anderen Leben werden all diejenigen neidisch sein, die im hiesigen Leben für glücklich gehalten werden. Auf diese Weise werden auch deine Eltern geschult, die mit ihrer herrschaftlichen Lebensart, das geistliche Leben entweder nicht kennen oder nicht verstehen. Auf jeden Fall gibt es ein Mysterium in den Versuchungen Eures Heims, aber auch anderer Häuser, obwohl so viel gebetet wird! "Wer kennt die Urteile Gottes?" Gott soll euch beistehen und den Prüfungen ein Ende bereiten.

•  Gerontas, können die Menschen nicht auf eine andere Art und Weise zu sich finden als durch Prüfungen?

•  Bevor Gott es erlaubt, dass eine Prüfung kommt, hat er es im Guten versucht, aber sie haben ihn nicht verstanden, deswegen hat er dann die Prüfung zugelassen. Seht, auch wenn ein Kind etwas Falsches macht, nimmt sich ihm anfangs der Vater im Guten an, er erfüllt ihm die Wünsche, aber wenn es sich nicht ändert, dann wird er streng, damit es sich bessert. So verhält sich auch Gott manchmal, wenn jemand es im Guten nicht versteht, schickt er ihm eine Prüfung, damit er zu sich kommt. Wenn es nicht ein wenig Schmerz gäbe, Krankheiten usw. würden die Menschen zu Bestien werden, sie würden sich Gott überhaupt nicht nähern.

Dieses Leben ist unecht und kurz; wenig sind seine Jahre. Und zum Glück sind es nur wenige, da die Bitterkeiten schnell vorübergehen, die unsere Seelen wie bittere Pillen heilen werden. Siehst Du, die Ärzte, geben den Menschen, obwohl diese Schmerzen haben, bittere Medizin, denn mit dem Bitteren werden sie gesund, nicht mit dem Süßen. Ich möchte damit sagen, dass auch die Gesundheit aus der Bitterkeit entsteht und die Erlösung der Seele aus der Bitterkeit.

Mit Schmerz besucht uns Christus

Ein Mensch, der nicht von Prüfungen heimgesucht wird, der keine Schmerzen haben will, der "nicht leiden will, der nicht möchte, dass man ihn aufregt oder ihn kritisiert, sondern es nur gut haben will, lebt nicht in der Wirklichkeit. "Wir sind in Feuer und Wasser geraten. Aber Du hast uns herausgeführt und erquickt," sagt der Psalmist.

Siehst Du, auch unsere Mutter Gottes hat gelitten und unsere Heiligen haben gelitten, deswegen müssen auch wir leiden, da wir ja denselben Weg sehen. Mit dem Unterschied, dass wir, wenn wir uns im Leben ein wenig abmühen müssen, Rechnungen abbezahlen und erlöst werden. Aber auch Christus ist mit Schmerzen auf diese Welt gekommen. Er stieg vom Himmel herab, wurde Fleisch, ertrug Leiden, wurde gekreuzigt. Und so nimmt der Christ den Besuch Christi wahr, mit dem Schmerz.

Wenn der Schmerz den Menschen besucht, dann stattet Christus ihm einen Besuch ab. Aber wenn der Mensch überhaupt keine Prüfung durchstehen muss, ist es als ob Gott ihn verlassen hätte. Er zahlt nicht ab, spart aber auch nicht. Ich meine natürlich jemanden, der die Leiden nicht haben will für die Liebe Christi. Er sagt dann: "Ich habe meine Gesundheit, meinen Appetit, esse, verbringe eine schöne Zeit, ruhig…" und er sagt nicht ein "Ehre sei Dir, Gott". Wenn er wenigstens diese Wohltätigkeiten Gottes anerkennen würde, würde der Fall sich ändern. "Dies alles ist meiner nicht würdig, sollte er sagen, aber weil ich schwach bin, verwaltet Gott mich." Im Leben des Heiligen Ambrosius wird berichtet, dass der Heilige einst mit seinem Gefolge im Haus eines Reichen aufgenommen wurde. Der Heilige fragte ihn angesichts solch unschätzbaren Reichtums, ob er jemals eine Trauer erlebt hätte. "Nein, niemals, antwortete dieser. Mein Reichtum vermehrt sich ständig, meine Felder tragen Früchte, ich verspüre weder Leid noch habe ich jemals Krankheiten kennen gelernt." Da kamen Ambrosius die Tränen und er sagte seinem Gefolge: "Bereitet die Wagen vor, damit wir schnell wegkommen von hier, da dieser nie von Gott besucht wurde!" Und sobald sie auf der Straße waren, fiel das Haus des Reichen zusammen! Das sorglose Leben, das er hatte, war das Verlassen Gottes.

"Wen der Herr liebt, den weist er zurecht."

•  Gerontas, warum leiden die Menschen heute so sehr?

•  Aus der Liebe Gottes! Du stehst als Nonne früh am Morgen auf, verrichtest Deine Pflicht, betest Rosenkränze, machst Verbeugungen usw. Für die profanen Menschen sind die Prüfungen, die sie erleben, ihr religiöser Kanon, "so dass sie geläutert werden". Sie tun ihnen mehr Gutes an als das weltliche schöne Leben, das ihnen weder hilft, Gott nahe zu kommen noch himmlischen Lohn anzuhäufen. Deswegen müssen sie sie als Geschenke Gottes akzeptieren.

Der Gute Gott erzieht mit den Prüfungen wie ein guter Vater seine Kinder, aus Liebe, aus göttlicher Gutmütigkeit und nicht aus Bösartigkeit oder aus weltlicher, juristischer Gerechtigkeit, weil er möchte, dass sie zu ihm zurückkehren. Weil er seine Geschöpfe retten will und sie sein himmlisches Königreich erben sollen, lässt er die Prüfungen zu, damit der Mensch kämpft, sich abmüht und sich im Leid in Geduld übt, damit der Teufel ihm nicht sagen kann: "Warum bezahlst du ihn oder warum rettest du ihn, wenn er sich nicht angestrengt hat?". Gott ist nicht am hiesigen Leben interessiert sondern am anderen. Erst sorgt er sich um unser anderes Leben und dann um dieses.

•  Warum aber, Gerontas, legt Gott einigen Menschen viele Prüfungen auf und anderen keine?

- Die Heilige Schrift besagt: "Wen der Herr liebt, den weist er zurecht". Ein Vater hat z.B. acht Kinder. Die fünf bleiben zu Hause bei ihrem Vater, und die drei gehen weit weg von zu Haue und denken nicht an ihn. Diejenigen, die zu Haus bleiben, zieht er am Ohr, wenn sie unartig sind, gibt ihnen auch mal eine Ohrfeige, oder, wenn sie brav sind, streichelt er sie und gibt ihnen mal eine Schokolade. So macht Gott das auch. Die Menschen, die ihm nahe sind und fromm sind, gibt er eine kleine Ohrfeige, wenn sie ein bisschen vom rechten Weg abkommen, und sie haben abbezahlt oder, wenn er ihnen mehrere Ohrfeigen gibt, sogar gespart. Denjenigen aber, die weit weg sind, gibt er Jahre, damit sie bereuen. Aus diesem Grund sehen wir profane Menschen, die ernsthafte Sünden begehen und unzählige Güter besitzen und viele Jahre leben, ohne auch nur einer Prüfung unterzogen zu werden. Dies geschieht nach Gottes Heilsplan, damit sie bereuen. Wenn sie nicht bereuen, werden sie Rechenschaft ablegen müssen im anderen Leben.

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