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Der Alteste (Geront) Paisios Hagioritis (1924-1994)

Worte des Geronten Paisios

Kleine Philokalie - Geschichten aus dem Gerontikon

Uber das Gute und das Bose

Uber die Genusssucht

Uber die Habsucht

Uber die Buße

Uber das Gebet

Uber das Fasten

Kleine Philokalie

Geschichten aus dem Gerontikon - Uber das Fasten

Abt Antonios / Abt Isidor der Presbyter/ Abt Poimen / Abt Dorotheus/ Basilius der Gro?e / Vater Evagrius / Markus der Einsiedler/ Heiliger Thalassinos der Libyer / Heiliger Elias der Presbyter

Abt Antonios

VIELE HABEN ihren Korper mit Ubungen gequalt, aber da sie keine Wachsamkeit (diakrisis) erlangt haben, befanden sie sich weit weg von Gott. (1)

Abbas Isidor der Presbyter

WENN IHR FASTET, dann lobt euch nicht selber, ansonsten ware es besser ihr a?et Fleisch. Denn es ist dem Menschen nutzlicher, Fleisch zu essen als eitel und arrogant zu sein. (2)

Abt Poimen

ES FRAGTE der Abt Joseph den Abt Poimen, wie wir fasten sollen. Und Abt Poimen antwortete ihm:

•  Ich mochte, dass jemand jeden Tag so viel isst, dass er nicht satt wird.

Daraufhin sagte ihm der Abt Joseph:

•  Als du junger warst, hast du da nicht alle 2 Tage gefastet?

Und der Geront antwortete ihm:

•  Ja naturlich, auch 3 und 4 Tage in der Woche. Dies alles probierten die Vater aus, weil sie stark waren; aber sie hielten es fur besser, jeden Tag ein wenig zu essen; sie ubergaben uns somit den koniglichen Weg, der einfach ist. (3)

Abt Dorotheus

ER MUSS ebenfalls darauf achten, dass er nicht das Fasten unterbricht, wenn es nicht notwendig ist, dass er nicht nach schmackhaften Essen verlangt, und dass er sich selber nicht mit gro?en Mengen an Essen belastet. Es gibt zwei Arten der Ubersattigung. Eines Menschen Widersacher ist der Geschmack, der nicht standig nach Essen verlangt, aber die schmackhaften Nahrungen begehrt. Und es geschieht, dass er eine Speise isst, die ihm schmeckt und so sehr wird er eingenommen von dem Genuss, den er dabei empfindet, dass er die Nahrung in seinem Mund behalten und sie langsam kauen will, ohne sie runterschlucken zu wollen vor lauter Genuss. Das nennt man Gier. Des anderen Widersacher ist die Menge. Er ist nicht an gutem Essen und am Geschmack interessiert, denn ob gut oder schlecht, er ist einzig und allein daran interessiert, seinen Bauch zu fullen. Das nennt man Gefra?igkeit. Und ich will euch die Herkunft dieser beiden Worter erklaren. Das Verb "margaino", wie die Philologen sagen, bedeutet "ich werde verruckt" und "margos" ist der, der verruckt geworden ist. Wenn also jemand krank wird von der Manie, seinen Bauch fullen zu mussen, dann hei?t diese Krankheit "Gastrimargia", von der Manie des Bauches. Wenn jemand nur an der Manie des Genusses im Hals erkrankt, dann hei?t das "Laimargia", von der Manie des Halses. (4)

Basilius der Gro?e

BESCHRANKE das Gute des Fastens nicht nur auf die Enthaltsamkeit im Essen. Denn wahrhaftes Fasten bedeutet, nichts Unrechtes zu tun. "Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast." (5) Verzeihe deinem Nachsten fur das Bose, was er dir angetan hat und vergiss, was er dir schuldig ist. "Euer Fasten soll rein sein von jeder vergeltenden Tat und Reibung." (6) Du isst zwar kein Fleisch, aber verzehrst deinen Bruder. Du fastest an Wein, aber bist verschwenderisch in Ungerechtigkeiten. Du wartest auf den Abend, damit du essen kannst, aber verbringst deinen ganzen Tag am Gericht. "Wehe denen, die nicht vom Wein taumeln (7), (aber von den Ungerechtigkeiten)". (8)

ICH GLAUBE also, dass kein Rat so sehr die Seele des Gierigen beruhren kann und sie verandern kann wie auch nur eine zufallige Begegnung mit dem Enthaltsamen. Denn es scheint mir, dass das bedeutet, auf eine Art und Weise zu essen und zu trinken, die Gott ehrt, so dass sogar an unserem Tisch unser Leben als gutes Werk zu erkennen ist, und dass unser heiliger Vater im Himmel gepriesen wird. (9)

Vater Evagrius

MIT DEINER ganzen Kraft sollst du vor Gott fasten. Dieses Fasten wird deine Zugellosigkeiten und Sunden reinigen (10); es bringt die Seele zur Vernunft, heiligt die Gesinnung, verjagt die Damonen und macht uns wert, Gott nahe zu kommen. Wenn du einmal am Tage isst, verlange nicht nach einem zweiten Mal, damit du nicht verschwenderisch wirst und damit deine Gesinnung ins Schwanken gerat. So bleibt dir ein Vermogen, um reine Taten zu vollbringen und du wirst die Leidenschaften deines Korpers abtoten. Und wenn es vorkommen sollte, dass du dich mit Brudern zusammenfindest und es notig ist, dass du zwei und auch drei Mal essen musst, grame dich nicht, sondern ganz im Gegenteil freue dich, dass Du einem Bedurfnis gehorcht hast und danke Gott, dass du dem Gesetz der Liebe gefolgt bist, und dass Gott selbst die Verwaltung deines Lebens ubernehmen wird. Und es wird auch vorkommen, dass du mal erkrankst und dass du dann zwei und drei Mal essen musst, dann werde nicht traurig; es ist nicht notwendig, dass du die Muhen der Ubung auch in Zeiten der Krankheit fortsetzen musst, gib in einigen nach, damit du deine Ubung fortsetzen kannst. Und zu der Enthaltung von einigen Nahrungsmitteln, Gott hat keine verboten, sondern gesagt: "Alles sei eure Speise, wie das grune Kraut habe ich euch alles gegeben" (11) und "Was vom Munde aufgenommen wird, das macht den Menschen nicht unrein." (12) Somit ist die Vermeidung bestimmter Speise uns uberlassen und eine Ubung unserer Seele. (13)

Markos der Einsiedler

DERJENIGE, der traurig wird mit seinem Verstand und seinen Korper ausruht, ist wie jemand, dem sein Korper schmerzt und der seinen Verstand verstreut. (14)

Ossios Thalassios aus Lybien

WENN DU an Wein fastest, dann fulle dich nicht mit Wasser, denn wenn du das tust, bietest du das selbe Material der Hurerei. (15)

Heiliger Elias der Presbyter

VIELE achten sehr auf den Eingang der Speisen, aber sind dem Ausgang des Wortes gegenuber gleichgultig. Sie haben nicht gelernt, den Unmut fern von ihrem Herzen zu lassen und das Ubel von ihrem Leibe fern zu halten, wie der Prediger sagt (16); aber nur so kann das reine Herz aufgebaut werden von dem Geist, der erneuert. (17)


 

1)  Gerontikon, 8

2)  Gerontikon, 4

3)  Gerontikon, 31

4)  Uber die heiligen Fastenzeiten, 3

5)  Jesaja 58,6

6)  Jesaja 58,4

7)  Jesaja 28,1

8)  Uber das Fasten A/10

9)  Gro?e Regeln, 17

10)  Jesaja 6,7

11)  Gen. 9,3 1. Kor. 10,26

12)  MT 15, 11

13)  Monastische Darstellung

14)  Uber die, die glauben, durch Werke gerechtfertigt zu werden, 45

15)  Uber die Liebe und die Enthaltsamkeit 104, 33

16)  Pred. 11, 10

17)  Sammlung von Spruchen bedeutender Philosophen, 53

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