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Der Alteste (Geront) Paisios Hagioritis

Der Auftrag der Kirche in der Postmoderne
(veroffentlicht in der Zeitschrift Synaxi 78 (2001), S. 57-88)

Aus der Missionstheorie

Die Schaffung und Lösung des Filioque-Problems

Die Schaffung und Lösung des Filioque-Problems

Panagiotis J. Boumis
M. Prof. der Uni Athen

Die getrennte Untersuchung der Verben εκπορεύεται - ausgehen (Joh 15,26 « ὅ   παρά   τοῦ   Πατρός   ἐκπορεύεται - der vom Vater ausgeht» und des Glaubensbekenntnisses: «τό   ἐκ   τοῦ   Πατρός   ἐκπορευόμενον - der aus dem Vater hervorgeht ») und procedere (auf Latein) hilft, wie festgestellt wurde, nicht entscheidend für das Verständnis und die Lösung des Filioque-Problems zwischen Ost und West. Denn beide Verben ( ἐκπορεύεσθαι  und  procedere) können die besondere Bedeutung des Entspringen annehmen und die allgemeine Bedeutung des Kommens und Herauskommens.

Zum besseren Verständnis und zur besseren Wiedergabe dieser Verben und der Texte und Übersetzungen, in denen wir sie antreffen, müssen zusammen mit ihnen auch die Präpositionen, die sie begleiten, berücksichtigt und untersucht werden. Diese sind παρά , ἐκ   und  ἀπό  in den griechischen Texten und ex und a (ab) in den lateinischen Texten.

Die Präpositionen παρά und ἐκ  bezeichnen die direkte Herkunft und Abstammung von jemandem, seinen Ausgangspunkt. So verleihen sie dem Verb die Bedeutung des Entspringens. Dagegen bezeichnet die Präposition από (wir sprechen über das Altgriechische-Koine) die indirekte Abstammung und Herkunft (Vergl. Ἀ.  Τζάρτζανος, Κ.  Κατεβαίνης, Συντακτικόν  u.a.). So verleiht diese dem Verb die allgemeinere Bedeutung des Kommens und Herauskommens.

Für die lateinischen Präpositionen gilt etwas Ähnliches: Ex bezeichnet die direkte Abstammung und Herkunft, während a (ab- vor Vokalen) die indirekte Abstammung und Herkunft bezeichnet.

So erhält das Verb procedere mit der Präposition ex die Bedeutung des Entspringens, während es mit der Präposition a die Bedeutung der Abstammung und Herkunft erhält.

Anm.: Hier müssen wir festhalten, dass es für die griechische Präposition παρά keine lateinische Entsprechung gibt. Als demnach die Bibelstelle Joh 15,26 (« ὅ   παρά   τοῦ   Πατρός   ἐκπορεύεται ») ins Lateinische übersetzt wurde, hat man unglücklicherweise in der Vulgata die lateinische Präposition a («qui  a  Patre  procedit») und nicht ex gewählt. Das hatte die Verfälschung des Sinnes der Bibelstelle zur Folge. Und das gab und gibt bis heute dem Leser Anlass - das Recht -, den Sinn des Wortes ἐκπορεύεσθαι  - entspringen auch mit dem Wort προέρχεσθαι - kommen zu erweitern.

So konnte der Leser auch die indirekte Abstammung und Herkunft verstehen. Diese Entwicklung führte beim Leser zum Verständnis, dass der Heilige Geist auch aus dem Sohn hervorgeht. Wäre von Anfang an (in der Vulgata) die Präposition ex gesetzt worden, hätte keine Möglichkeit zu dieser Abweichung bestanden.

Glücklicherweise ließen sich die Väter der ersten Ökumenischen Konzile, auch vom Heiligen Geist geleitet, im Lateinischen Glaubensbekenntnis nicht dazu verleiten; sie verfielen nicht in Irrtum und setzten nicht die Präposition a sondern ex. D.h., sie sagten nicht qui  a  Patre  procedit  (oder  a  Patre  procedentem), sondern sie sagten qui  ex  Patre  procedit  (oder ex  Patre  procedentem). So haben sie sowohl die Präposition παρά (Joh. 15,25) als auch die Präposition ex des Griechischen Glaubensbekenntnisses richtig wiedergeben.

Dieser gelungenen Auswahl der Präposition im Lateinischen Glaubensbekenntnis wurde jedoch nicht die notwendige Bedeutung und das entsprechende Gewicht beigemessen, und daher wurden weiterhin viele Westeuropäer von der Präposition a beeinflusst, die man in der Vulgata und anderen Übersetzungen fälschlicherweise verwendete.

Diese Beeinflussung, die infolge der Präposition a leicht das Filioque vermuten lässt, führte diese Westeuropäer auch von den jüngeren Forschern verleitet, die die theologischen und philologischen Zusammenhänge nicht kennen, dazu, auch dieses (das Filioque) dem Lateinischen Glaubensbekenntnis fälschlicherweise und überstürzt hinzuzufügen, indem sie sagten "ex Patre Filioque procedentem". Nach unserem Verständnis taten sie dies überstürzt und fälschlicherweise, weil sie unter Beibehaltung der Präposition ex (was die direkte Abstammung bedeutet) im Glaubensbekenntnis nicht das Filioque - und dem Sohn hätten hinzufügen dürfen.

Natürlich hätte man das Filioque auch in der Übersetzung des Neuen Testaments (Vulgata u.a.) hinzufügen können, wo (weiterhin!?) die Präposition a ("der von dem Vater ausgeht) steht. Ein solches Unterfangen konnte jedoch im Neuen Testament nicht stattfinden, weil dieses eine offensichtliche Verfälschung des Wortes Gottes gewesen wäre. Glücklicherweise erlaubte die Ehrfurcht der westlichen Christen vor dem Neuen Testament diesen Eingriff nicht. So musste das Lateinische Glaubensbekenntnis dafür hinhalten, wie man so sagt. Und all das wegen der sprachlichen Schwächen der Übersetzer und der Macht der politischen und militärischen Kräfte.

Leider konnten auch die Theologen des Ostens diese unerwartete Entwicklung nicht entschieden abwenden, weil auch von ihnen den Präpositionen παρά (Joh. 15,26) oder εκ (des Glaubensbekenntnisses) nicht die notwendige Bedeutung beigemessen wurde und weil das Neugriechische diese feine Unterscheidung des Altgriechischen zwischen den Präpositionen παρά - εκ und από nicht mehr kennt.

Auch heute noch berücksichtigen viele auf beiden Seiten nicht die obigen Tatsachen und benutzen fälschlicherweise die Präpositionen από (im Griechischen) und a (im Lateinischen). Sie wollen sich einfach nicht eines Besseren belehren lassen und ziehen es vor in Widersprüche und Polemik zu verfallen.

Dabei sollte unbedingt an die Stelle der unbegründeten Polemik die christliche Demut und Liebe treten, die, anstatt Differenzen zu schaffen und zu provozieren, diese zu verstehen lernt und Lösungen anbietet.

 

Übersetzung von Leo Brang Dr. Theol.

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